Kindergartencoaching: Inklusion zum Anfassen

Ich habe schon häufiger darüber berichtet, mit welchen teils übergriffigen Fragen, Vorurteilen oder Ängsten Erwachsene an mich herantreten. Umso erfrischender sind die Begegnungen mit Kindern bei meinem Coaching in Kindergärten und Grundschulen.

Erwachsene sehen eine Beeinträchtigung oft als Problem, als Einschränkung und als Verlust der Selbstständigkeit. Kinder gehen an Beeinträchtigung viel lösungsorientierter heran. Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich mit Kindern über meine Sehbeeinträchtigung spreche, beispielsweise bei Coachings im Kindergarten. Kinder trauen sich sofort, mit dem Blindenstock durch den Raum zu laufen. Beim Erwachsenen-Coaching hingegen kommen dann Bedenken wie: „Ich habe Angst zu fallen“ oder „Nein, das ist mir jetzt peinlich, vor allen hier rumzulaufen“. Bei Kindern ist das anders. Da wird ausprobiert, was das Zeug hält: ob sprechende Küchenwage, Spiele für blinde Personen oder das Ertasten von Blindenschrift – alles ist spannend und wird ohne Berührungsängste untersucht.

Kinder fragen, was für sie wirklich wichtig ist

Auch für mich ist immer wieder aufregend, welche Fragen mich bei meinen Kinder-Coachings erwarten. Während Erwachsene mir immer wieder die selben Fragen stellen (s. hierzu auch meinen Blogbeitrag 10 Dinge, die ich nicht mehr gefragt werden möchte), weiß ich bei Kindern nie, was mich erwartet. Bei meinem letzten Coaching war meine absolute Lieblingsfrage eines kleinen Mädchens: „Aber wenn du blind bist, wie putzt du dir denn dann die Zähne?“

DAS, LIEBE LESER:INNEN, sind doch mal die elementaren Fragen des Lebens! Und daraufhin entbrannte sofort eine kleine Diskussion, wie man das denn machen könnte.

Auf den Blickwinkel kommt es an

Was ich damit sagen möchte: Kinder denken in dem Moment, wenn sie ein vermeintliches Problem erkennen, direkt kreativ über Lösungen nach. Um im Bild zu bleiben: Sie stochern vielleicht auch mit dem Blindenstock im Nebel, aber wenn der Weg nicht funktioniert, gehen sie eben woanders lang, ohne zu denken: Das funktioniert bestimmt auch nicht.

Ich finde es für mich immer unheimlich bereichernd und es gibt mir wahnsinnig viel positive Energie, wenn ich erlebe, wie unvoreingenommen Kinder mit mir umgehen. Von diesem anderen Blickwinkel auf Menschen mit Beeinträchtigung können wir Erwachsene noch viel lernen.

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