Ich bin ein großer Fan von Podcasts – und das nicht nur, weil ich nicht gut gucken kann. Über die aktuelle Folge (12. November 2023) des Podcasts „Alliteration am Arsch“ von Basti Bielendorfer und Reinhard Remfort habe ich mich wegen besonders eines Themenschwerpunktes sehr gefreut.
Im Podcast „Alliteration am Arsch“ vom 12. November ging es (etwa ab Minute 40) unter anderem um den respektvollen Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen und wie man diesen auf Augenhöhe begegnet. Themen waren unter anderem das gedankenlose Herumstehen von Menschen auf Blindenleitstreifen an Bahnhaltestellen und am Bahnhof oder das bewusste Falschparken auf Behindertenparkplätzen.
Basti Bielendorfer und Reinhard Remfort haben sich sehr offen und ehrlich über ihre Wahrnehmung von Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigung ausgetauscht, Remfort wies beispielsweise darauf hin, dass Behördengänge aufgrund der mangelnden Digitalisierung ohne Begleitperson quasi unmöglich seien.
Offen über Ängste und Unsicherheiten sprechen
Was mir besonders gut gefallen hat: Basti Bielendorfer berichtete unter anderem darüber, dass er unsicher darüber sei, wie er eine ihm bekannte Frau, die im Rollstuhl sitzt, begrüßen soll. Hand geben? Runterbeugen und umarmen? Beim Gespräch in die Knie gehen? Ich fand die Antwort von Reinhard Remfort total gut, denn das ist auch meine Botschaft: einfach fragen und die eigene Unsicherheit artikulieren!
Mir ging es kürzlich auch so, ich war mit einem befreundeten Paar auf einem Martins-Markt, es war total voll und der Bekannte fragte irgendwann: Ist das ok, wenn ich dir immer sage, Achtung, da ist eine Stolperfalle, da ist ein Hund, da ist links das zu sehen und rechts das, oder ist das zu viel? Genau so ist es richtig, weil: Ich kann ja sagen, wenn es mir zu viel wird.
Berührungsängste abbauen, „Nilpferde“ ansprechen
Eine ähnliche Situation hatte ich am 11.11. auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln (ich habe ehrlich gesagt an dem Tag die Stadt verlassen, weil an dem Tag in Köln die sogenannte fünfte Jahreszeit beginnt). Das Problem: mitten auf dem ohnehin unfassbar vollen Bahnhofsvorplatz waren Drängel-Gitter aufgestellt, um den Zustrom von Karnevalisten zu regulieren. Für mich mit meinem Blindenstock war es dadurch überhaupt nicht mehr möglich, mich zu orientieren und zu sehen, wo der Eingang zum Bahnhofsgebäude war.
Also habe ich ein „Krokodil“ und ein „Nilpferd“ angesprochen, ob die mir mal eben durch das Gedränge helfen könnten – was sie dann auch total nett gemacht haben. Sie haben dann sogar noch gefragt, ob sie mich zum Gleis bringen sollen. Ich fand das super, weil: die haben mitgedacht, ohne aufdringlich zu sein.
Mitdenken baut Barrieren ab
Und genau darum geht es, und das war auch Teil des Gesprächs in „Alliteration am Arsch“ am 12.11.: Mitdenken und dadurch Barrieren abbauen. Sich also nicht auf den Blindenleitstreifen stellen und denken, wenn eine blinde Person kommt, gehe ich aus dem Weg. Sich nicht „auch mal nur kurz“ auf den Behindertenparkplatz stellen – in den fünf Minuten, wo ich zur Post gehe, kommt doch keiner, der da parken will. Vielleicht nicht, aber darum geht es nicht. Es geht darum, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie man durch das Vermeiden von Unachtsamkeiten Menschen mit Beeinträchtigung das Leben wesentlich erleichtern kann. Und ich finde es super, wenn sich nicht nur Menschen, die in der Öffentlichkeit darüber Gedanken machen, sondern alle: du, ich, das Krokodil, das Nilpferd und Imke von nebenan😊.